Die Geschichte des Magdalenenfriedhofs

Hier stellen wir Ihnen einen Abriss der Geschichte des Burgdorfer Magdalenenfriedhofs, der Magdalenenkapelle und des ehemaligen Armenhauses vor. Ausführliche Beschreibungen werden derzeit erstellt. Am Ende der Seite finden Sie die Zeitgeschichtlichen Hefte der Stadt Burgdorf zur Ansicht sowie ein Verzeichnis der verwendeten Quellen.

Der Magdalenenfriedhof

Ursprünglich wurden die Verstorbenen auch in Burgdorf an beliebigen Stellen außerhalb des städtischen Lebens bestattet, bevorzugt auf einem eigenen Stück Land. Erst mit der Verbreitung des Christentums entstanden gemeinschaftliche Grabstätten, meist in direkter Nachbarschaft zu den Kirchen. So auch in Burgdorf, wo die Toten auf dem Kirchhof um die alte, romanische Kirche an der Stelle der heutigen St. Pankratiuskirche bestattet wurden. Dabei waren die Grabstellen besonders begehrt, die am dichtesten an der Kirche lagen.

Im 16. Jahrhundert, zumal während der großen Pest-Epidemie im Jahre 1564 stieß dieser dann doch noch bis 1801 genutzte Kirchhof an seine Kapazitätsgrenze. Als 20 Jahre später der „schwarze Tod“ erneut anrollte, beschlossen Stadtrat und Kirchengemeinde in aller Eile die Anlage eines neuen Friedhofs außerhalb des Walles am damaligen Preyner Tor (heute: Bahnhofstraße 1, Ecke Vor dem hannoverschen Tor). Dieser neue Friedhof wurde 1584 eingeweiht, sollte allerdings kein „Pest-Friedhof“ sein. Schnell stellte sich heraus, dass das ursprünglich dafür vorgesehene Gelände zu klein dimensioniert war und erneut erweitert werden musste.

Anfangs reichte das Geld nicht für eine Einfriedung des neuen Friedhofs, weshalb hier zum Ärgernis der Trauernden immer wieder Kühe und Schafe zwischen den Gräbern weideten, Flachs getrocknet und Wäsche zum Bleichen ausgelegt wurde. Dennoch entwickelte sich der Friedhof für die nächsten 400 Jahre zum zentralen Begräbnisort für Burgdorf.

In der ersten Zeit waren steinerne Grabmale für die meisten unerschwinglich. Die hölzernen Grabkreuze überdauerten nicht, weshalb von vielen der älteren Grabstellen heute nichts mehr zu sehen ist. Der älteste erhaltene Grabstein geht auf das Jahr 1683 zurück. Er steht heute in der St. Pankratiuskirche und erinnert an den Holzvogt Hans Hinrich, der als herzoglicher Beamter die herrschaftlichen Forsten in der Umgebeung verwaltete.

Es war üblich, das gute Material "abgelaufener" Grabsteine zum Bauen oder Pflastern wieder zu verwenden. Ein Beispiel dafür ist am Eingangsportal der Magdalenenkapelle zu sehen (Die Herkunft dieses Grabsteins ist noch nicht geklärt). Sie wurden aber auch erneut als Grabsteine verwendet. So ist der älteste noch auf dem Friedhof vorhandene Grabstein nur dadurch zufällig erhalten geblieben. Dieser Stein (Grabstelle 46) wurde 1864 vom Stiefsohn der Ilse Margarethe Bohlmann für 12 Mark erworben, um ihn als Grabstein wieder zu verwenden. Er hatte nämlich bemerkt, dass dieser Stein ursprünglich für Hans Fricke, einen der Vorbesitzer der Hofstelle in Beinhorn angefertigt worden war, der 1713 verstorben war.

1940 wurde der Friedhof offiziell geschlossen. Bis 1970 fanden nur noch vereinzelt Beerdigungen auf Bestattungsrechten in bestehenden Grabstellen statt, danach bis 2001 nur noch Urnenbestattungen, zuletzt der Tierazt Dr. Schüler.

1973 musste der südliche Teil des Friedhofsgeländes dem Bau der Hochbrücke über die Bahnlinie weichen, die am 20. März 1975 für den Verkehr freigegeben wurde. Dabei wurden zahlreiche Gräber und Grabmale auf freie Plätze auf dem weiter bestehenden Teil des Friedhofs verlegt und Urnen umgebettet. Einige Grabmale fanden Platz in der St. Pankratiuskirche. 1977 wurde der Friedhof von der ev.-luth. St. Pankratius-Kirchengemeinde vertraglich geregelt an die Stadt Burgdorf übergeben.Seit 1987 steht der Friedhof unter Denkmalschutz.

Auf dem Magdalenenfriedhof sind über 700 Grabstellen dokumentiert. Viele bekannte Burgdorfer sind hier bestattet worden. So finden sich hier die Grabstellen von Heinrich Schuster, der 37 Jahre Bürgermeister in unserer Stadt war, von Superintendent Carl Johann Philipp Spitta, dem Dichter von "Psalter und Harfe" oder von Mitgliedern der Unternehmerfamilie Niemack.

 

Die Magdalenenkapelle

Für den 1584 neu eingerichteten Burgdorfer Friedhof am damaligen Preyner Tor stiftete die verwitwete Gräfin Magdalene von Bentheim-Steinfurt (1540 – 1586) eine Friedhofskapelle. Die aus dem welfischen Haus Braunschweig-Lüneburg stammende Adlige verbrachte zu dieser Zeit ihre letzten Jahre im Burgdorfer Schloss - sie wurde nur 46 Jahre alt und wurde vor dem Altar der Stadtkirche beigesetzt. Die Kapelle wurde noch im selben Jahr gebaut und zu Ehren der Gräfin Magdalenenkapelle genannt. Sie stand nicht am Platz der heutigen Kapelle, sondern weiter östlich Richtung Innenstadt.

 

Im Laufe der Zeit wurde dieses sakrale Gebäude zunehmend baufällig und die Gemeinde musste sich vorsehen, nicht von herabfallenden Ziegeln getroffen zu werden. Nach 230 Jahren musste die Kapelle schließlich im Jahr 1815 wegen massiver Schäden abgerissen werden. Erst 1869 entstand an der heutigen Stelle, ermöglicht durch großzügige Stiftungen der Familie Gott und des Zuckerbäckers Niemack, ein Neubau im Stil der Gründerzeit. Eine Gedenktafel im Innern über dem Eingangstor bezeichnet die neue Kapelle als Geschenk der Familie Gott aus Beinhorn. Obwohl der Neubau keinen direkten Bezug zur Stifterin der Vorgängerkapelle mehr hatte, wurde er auf Wunsch der Familie Gott weiterhin "Magdalenenkapelle" genannt und daran anlehnend, der Friedhof auch als "Magdalenenfriedhof" bezeichnet. Nach der Auflassung des Friedhofs und der letzten Urnenbeisetzung im Jahr 2001 übernahm der Burgdorfer Kulturverein Scena 2008 die Innenrenovierung des leerstehenden Gebäudes und richtete es zu einem Ausstellungsort her. Seitdem sind von April bis Oktober Ausstellungen zeitgenössischer Kunst zu sehen.
 

Das Armenhaus

Bereits im 16. Jahrhundert gab es in Burgdorf ein Siechenhaus, in dem an Lepra oder der Pest erkrankte Menschen eine Zuflucht fanden. In einer von ansteckenden Epidemien geplagten Zeit lag es zum Schutz der Stadtbewohner außerhalb von Wall und Graben vor dem hannoverschen Tor. Allerdings machten die Verheerungen und Brände des 30-jährigen Krieges auch vor dem Siechenhaus nicht halt und legten es in Schutt und Asche.

1680 beschloss die Kirchengemeinde, das Haus auf dem an den Magdalenenfriedhof grenzenden Grundstück wieder aufzubauen. Das Fachwerkhaus sollte fortan eine Unterkunft für bis zu fünfzehn "alte, abgelebte, schwache, kränkliche, gebrechliche und unvermögende Leute" sein. Es gab eine große, gemeinsam genutzte Stube, eine Küche und für jeden Bewohner eine kleine Kammer. Für Feuer und Licht sorgte die Armenkasse, Nahrungsmittel mussten selbst beschafft werden. Abgesehen von notwendigen Reparaturen blieb das Haus über 300 Jahre hinweg unverändert. Die Einrichtung unterstand der Superintendentur und zwei Vorsteher sorgten für Sitte und Ordnung und achteten darauf, dass die Bewohner "die Morgen- und Abendandachten gehörig wahrnehmen und an öffentlichen Gottesdiensten sowie am Heiligen Abendmahle sich fleißig betheiligen".

1880 beschloss der Kirchenvorstand, im Armenhaus eine Diakonissenstation mit drei Krankenzimmern und einer Diakonissenwohnung einzurichten. 1942 kam Erika Kempf vom Friederikenstift Hannover als Gemeindeschwester nach Burgdorf. Sie erhielt ein spärlich möbliertes Zimmer im alten Armenhaus. In ihren Erinnerungen schrieb sie: "Die Insassen, zehn alte Frauen aus ärmlichsten Verhältnissen stammend, waren glücklich und zufrieden in diesem alten Haus beieinander." Die letzte Bewohnerin war Rosa Schüver, die bis Februar 1968 alleine in dem inzwischen baufälligen Gebäude wohnte.

1971 musste das Armenhaus dem Neubau der Hochbrücke der B188 über die Bahnlinie weichen und wurde abgerissen. Heute erinnert noch ein Sandsteinrelief an der Wand des südlichen Kirchenschiffs der St. Pankratiuskirche an das Haus.

Zeitgeschichtliche Hefte der Stadt Burgdorf

Hier stellen wir Ihnen mit freundlicher Erlaubnis der Stadt Burgdorf und der Autoren die "Zeitgeschichtlichen Hefte der Stadt Burgdorf" von Dieter Heun, Heinz Neumann und Heidi Rust vor:

Heft 1: Burgdorf in der Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik 1870 bis 1933
Heft 2: Burgdorf in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 bis 1945
Heft 3: Burgdorf in der Nachkriegszeit und in der Zeit des Wirtschaftswunders 1945 bis 1965
Heft 4: Burgdorf in der Zeit vor und nach der Gebietsreform 1966 bis 1984
Heft 5: Burgdorfer Häuser – Burgdorfer Köpfe Alte Häuser und ihre Geschichte Erinnerungen an Bürger unserer Stadt


Quellen

  • Wir danken der ev.-luth. Kirchengemeinde St.Pankratius für die freundliche Einsicht in kirchliche Archive
  • Wir danken der Stadt Burgdorf für die freundliche Einsicht in das Stadtarchiv
  • NEUMANN, Heinz & HEUN, Dieter (2007): Zeitgeschichtliche Hefte der Stadt Burgdorf (1870 bis 1984), Band 1 - 5
    Heft 1: Burgdorf in der Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik 1870 bis 1933, 253 pp.
    Heft 2: Burgdorf in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 bis 1945, 209 pp.
    Heft 3: Burgdorf in der Nachkriegszeit und in der Zeit des Wirtschaftswunders 1945 bis 1965, 191 pp.
    Heft 4: Burgdorf in der Zeit vor und nach der Gebietsreform 1966 bis 1984, 336 pp.
    Heft 5: Burgdorfer Häuser – Burgdorfer Köpfe Alte Häuser und ihre Geschichte Erinnerungen an Bürger unserer Stadt, 236 pp.
  • ARBEITSKREIS STADTGESCHICHTE BURGDORF (2017): Im Schatten des Vergessens. Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und heimatlose Ausländer in Burgdorf 1939 – 1950, 322 pp., 1 Karte, Hrsg. Stefanie Burmeister, Schriftenreihe der Gedenkstätte Ahlem, Sonderedition Bd.7, ISBN 978-3-86525-807-6
  • HEUN, Dieter & MELLIN, Jochen (2009): Von Brauern, Bullen und Malheur. Burgdorfer Döneken aus alter und neuer Zeit. 63 pp., Verkehrs- und Verschönerungs-Verein der Stadt Burgdorf (VVV)
  • HEUN, Dieter & NEUMANN, Heinz (2009): Burgdorf brennt. 27 pp., Verkehrs- und Verschönerungs-Verein der Stadt Burgdorf (VVV)
  • HEUN, Dieter (2011): Als die Diplomaten in Burgdorf tagten. Das Schloss an der Aue im Zentrum bedeutender Ereignisse. 43 pp., Verkehrs- und Verschönerungs-Verein der Stadt Burgdorf (VVV)
  • HEUN, Dieter (2011): Straßennamen in Burgdorf. 206 pp., Verkehrs- und Verschönerungs-Verein der Stadt Burgdorf (VVV)
  • HEUN, Dieter & RUST, Heidi (2013): Die Niemacks. Auf den Spuren einer Burgdorfer Familie. 23 pp., Verkehrs- und Verschönerungs-Verein der Stadt Burgdorf (VVV)
  • HEUN, Dieter & RUST, Heidi (2014): Frédéric, mon amour. Das Tagebuch der Louise Rougement. Burgdorf in der Franzosenzeit. 205 pp., Verkehrs- und Verschönerungs-Verein der Stadt Burgdorf (VVV)
  • HEUN, Dieter & RUST, Hewidi (2016): Ab nach Amerika. Burgdorfer Auswanderer im 19. Jahrhundert. 211 pp., Förderverein Stadtmuseum Burgdorf e.V.
  • HEUN, Dieter & RUST, Heidi (2017): Wussten Sie eigentlich ...? Geschichten aus Burgdorf. 108 pp., Förderverein Stadtmuseum Burgdorf e.V.
  • HEUN, Dieter & RUST, Heidi (2018): Von Aaron bis Zukale. Burgdorfer Familiennamen aus den Jahren 2100 bis 1900. 124 pp., Förderverein Stadtmuseum Burgdorf e.V.
  • HEUN, Dieter & RUST, Heidi (2018): Schatten auf der Seele. Burgdorfer Zeitzeugen berichten von Krieg, Flucht und Vertreibung. 324 pp., Förderverein Stadtmuseum Burgdorf e.V.
  • KRUMM, Carolin (Hrsg., 2005): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen, Bd. 13/2, Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil. 604 pp., Nds. Landesamt für Denkmalpflege, Niemeyer, Hameln, 2005.
  • SCHEELJE, Reinhard & NEUMANN, Heinz (1992): Geschichte der Stadt Burgdorf und ihrer Ortsteile. Von den Anfängen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. 310 pp., Animal-Verlag Burgdorf, 1992. 
  • WOLFF, Dr. Carl (1902): Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. III. Regierungsbezirk Lüneburg, 1. Kreise Burgdorf und Fallingbostel, 182 pp., 2 Taf., 62 Textabbild., Hannover, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, 1902