Heinrich Schuster, langjähriger Bürgermeister

Heinrich Schuster war Burgdorfer Bürgermeister von 1889 bis 1926. Burgdorf hat (auch hier) die Nase vorn: mit 37 Jahren übertrifft Heinrich Schusters Amtszeit als Burgdorfer Bürgermeister sogar diejenige des legendären hannoverschen OB Schmalstieg.

Geburtsname: Schuster
Vornamen: Heinrich Gustav Eduard
geboren: 15.08.1858 in Binnen, Kreis Nienburg
gestorben: 11.10.1931 in Burgdorf
Grabmal: 416

Ehepartner: Wilhelmine Dorothee Rosina, geb. Bleckwenn
Kinder: Irmgard und Theodor
Beruf: Justizrat, Bürgermeister

Bedeutung für Burgdorf: Heinrich Schuster war Burgdorfer Bürgermeister von 1889 bis 1926.

Lebensgeschichte

Am 27. März 1889 starb Justizrat Dr. jur. Karl Hübener, der seit 20 Jahren an der Spitze derVerwaltung der Stadt Burgdorf gestanden hatte. Schon im April wird die Stelle eines hauptamtlichen Burgdorfer Bürgermeisters im „Hannoverschen Courier“ öffentlich ausgeschrieben. Es gehen insgesamt 14 Bewerbungen bei der Stadt ein. Die städtischen Kollegien entscheiden sich für Heinrich Schuster. Der ist zu diesem Zeitpunkt zwar erst 31 Jahre alt, hinterlässt aber bei seiner Vorstellung von allen Bewerbern den besten Eindruck, so dass der Beschluss der Kollegien am 1. Juni 1889 einstimmig ausfällt. Und diese Entscheidung ist - wie sich später zeigen sollte - ein Glücksgriff für unsere Stadt.

Heutige Ansicht Bahnhofstraße 16

Heinrich Schuster ist am 15.08.1858 in Binnen (Kreis Nienburg) als Sohn eines Forstmeisters geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen, Leipzig und Tübingen und der Ableistung des Militärdienstes im Zweiten Hessischen Infanterie-Regiment arbeitet er von1883 bis 1888 als Gerichtsassessor bei verschiedenen Amtsgerichten und wird dann zur Dienstleistung an denMagistrat der Stadt Spandau abgeordnet. Den Antrag der städtischen Kollegien, den neuen Bürgermeister nur auf sechs Jahre zu wählen, lehnt die Regierungsbehörde unter Hinweis auf die Städteordnung ab. Bürgermeister Schuster wird deshalb auf Lebenszeit angestellt. Am 1.10.1889 wird er durch Landrat Lübbes in sein Amt eingeführt.

Am 24. August 1889 verlegt Heinrich Schuster seinen Wohnsitz nach Burgdorf. Reinhold Klamp schreibt dazu in seinen Burgdorf-Erinnerungen: „Als der Rechtsanwalt und Bürgermeister Schuster 1889 als Junggeselle nach Burgdorf kam, hatte er dort seine Wohnung. Aus seinem Kammerfenster sah er ständig die schöne Rosina Bleckwenn, und des Alleinseins überdrüssig, heiratete er sie alsbald.“ Zur Hochzeit lässt der vermögende Schwiegervater, der Gastwirt und Brenner Wilhelm Bleckwenn, dem Paar ein Wohnhaus im damals üblichen Wilhelminischen Stil bauen. Das schöne Gebäude in der Bahnhofstraße 16 mit dem Türmchen auf dem Dach und steinernen Ornamenten um die Fenster ist noch heute als „Villa Schuster“ bekannt.

Rosina Schuster schenkt zwei Kindern (Irmgard und Theodor) das Leben, stirbt aber schon 1903, erst 34 Jahre alt. Heinrich Schuster heiratet vier Jahre später die in Lemgo geborene Alwine Brinkhoff. Aus dieser Ehe stammt der Sohn Heinz, geboren 1908. Er wird Arzt in Sehnde, praktiziert aber im hohen Alter auch noch in Burgdorf. Als Heinrich Schuster 1889 Bürgermeister wird, bietet Burgdorf ein weitgehend dörfliches Aussehen. Das heute selbstverständliche Kennzeichen städtischer Kommunen, wie beispielsweise ein festes Straßenpflaster oder eine Straßenbeleuchtung, ist in Burgdorf nur an wenigen Stellen vorhanden. Dadurch sind die in die Amtszeit von Heinrich Schuster fallenden Veränderungen im Bild unserer Stadt besonders augenfällig. So werden unter seiner Amtsführung in Burgdorf die Straßen und Bürgersteige gepflastert, ein Elektrizitätswerk gebaut und eine Straßenbeleuchtung errichtet.

Schon im Jahre 1900 drängt Schuster darauf, die Arbeiten zur Planung einer öffentlichen Kanalisation in Angriff zu nehmen, mit deren Verwirklichung dann auch wenige Jahre später begonnen wird. Burgdorf verfügt damit schon recht früh über ein gut funktionierendes Kanalnetz. Den Bau der ebenfalls geplanten Wasserleitung verhindert der Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Auch die Verbesserung des Verkehrswesens liegt dem Burgdorfer Bürgermeister besonders am Herzen. Um Handel und Verkehr zu fördern, setzt er sich für den Ausbau der Verbindungsstraßen mit den umliegenden Orten ein. Außerdem sorgt er dafür, dass für das seit 1896 diskutierte Projekt zum Bau einer „Kleinbahn“ (Straßenbahn) Hannover – Burgwedel – Burgdorf Grundstücke bereitgestellt werden. Zu seinem Bedauern kommt es jedoch nicht zum Bau dieser Strecke.

Eine den Anforderungen gerecht werdende Ausstattung der Feuerwehr ist Heinrich Schusters engagiertem Einsatz zu danken. Neubauten werden errichtet für die Schule, das Amtsgericht, das Postamt, die Sparkasse der Stadt und die Dienstvilla für den Landrat (heute Rathaus II). Ihm gelingt es, das 1920 neu eingerichtete Finanzamt - im Wettbewerb mit Lehrte (dort war das bisherige Staatssteueramt) - nach Burgdorf zu holen. Zusätzlich zur Volksschule werden eine Mittelschule, eine Handelsschule und eine Landwirtschaftsschule gegründet. Auch der Siedlungsbau vor der Stadt beginnt in seiner Amtszeit. Und nicht zuletzt ist es Schusters persönlicher Verdienst, dass der im Jahre 1909 vom Kreistag mit knapper Mehrheit bereits beschlossene Umzug der Kreisverwaltung von Burgdorf nach Lehrte nicht verwirklicht wird.

Heinrich Schuster ist auch ein begabter Künstler. Viele sehenswerte Zeichnungen - teils mit Burgdorfer Motiven - zeugen vom Talent des früheren Burgdorfer Bürgermeisters. Er nutzt aber nicht nur die Mußestunden, um seinem Hobby nachzugehen. Wenn es dem Rechtsanwalt Heinrich Schuster während mancher Gerichtssitzung zu lange dauert, vertreibt er sich die Zeit damit, kunstvolle Federzeichnungen auf die Rückseiten seiner Aktendeckel zu malen. Am 30.09.1926 tritt Heinrich Schuster in den Ruhestand. Die städtischen Kollegien ernennen ihn zum Ehrenbürger unserer Stadt. Schon zum 25-jährigen Dienstjubiläum im Jahre 1914 haben sie Schusters Wirken durch einen silbernen Leuchter mit eingraviertem Stadtwappen gewürdigt.

Heinrich Schuster starb am 11.10.1931. Sein Grabmal - ein mehr als drei Meter hoher schwarzer Obelisk, der ursprünglich mit einem heute nicht mehr vorhandenen Eisengitter umgeben war - befindet sich auf dem Magdalenenriedhof an der Magdalenen-Kapelle. Der Textdes Grabsteins erinnert an ihn und seine erste Frau Rosina. Nicht weit entfernt haben seine zweite Frau Alwine (gestorben 1940) und ihr gemeinsamer Sohn Heinz (gestorben 1983) ihre letzte Ruhestätte gefunden.“

Quelle

Zitat aus: Dieter Heun, Heinz Neumann – Zeitgeschichtliche Hefte der Stadt Burgdorf, Heft 5, pp.215 – 217, Selbstverlag der Stadt Burgdorf, 2008